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Oliver Nessensohn
Rorschacherstrasse 33
9000 St.Gallen
Schweiz
Geschichte Maiensäss Pisciadello
Im 16. Jahrhundert war der Berninapass Teil der häufig frequentierten Verbindung von Chur über das Engadin nach Tirano. Der Verkehr zwischen den beiden befreundeten Staaten Venedig und Frankreich konnte sich über das Territorium der «neutralen» Eidgenossenschaft und des Dreibündenstaates abwickeln und brauchte nicht mailändische Gebiete zu berühren. Prähistorische Funde und römische Münzen aus der Zeit von Claudius, Marc Aurel und Philippus zeigen, dass der Pass schon viel früher und vermutlich ständig begangen worden war. Darauf lassen auch die seit dem 15. Jahrhundert abgebauten Silbergruben am Berninapass schliessen.
Direkt beim Maiensäss Pisciadel führte die alte römische Strasse vorbei und war bereits im Mittelalter entlang der alten Passstrasse ganzjährig bewohnt. Der historische Weg war gepflästert, und an mehreren Stellen wird er von Trockenmauern gesäumt, was auch heute noch sichtbar ist.
Tirano war das regionale Zentrum des Weinbaus und die Veltliner-Säumerei, der Transport von Wein mit Maultieren oder Pferden vom Veltlin nach Graubünden, liess den Berninapass im Herbst und Winter zu einer eigentlichen Weinstrasse werden.
Pisciadel diente dabei als Unterkunft für Säumer und Pferde. Wie umfangreich der Saumverkehr auf dem Berninapass war, darauf deuten die grossen Stallungen in Tirano, Poschiavo und Pontresina hin; sie boten Platz für gegen 200 Pferde.
In Pisciadel gab es auch einen kleinen Industriekomplex, eine Mühle/Sägerei und Schmiede. Überreste davon sind heute noch sichtbar.
Im Jahr 1486 wurde die Siedlung Zarera (oberhalb von Pisciadel in Richtung Sfazù) durch einen Bergsturz vernichtet. Inschriften in unserem Haus deuten darauf hin, dass die Grundmauern um 1555 erbaut wurden. Man weiss, dass noch vor 1589 in Pisciadel für die in Zarera verschüttete Kirche eine neue Kirche erbaut wurde. Dass dieser Weiler schon so früh ein Kirchlein erhielt, hängt wohl auch mit seiner verkehrstechnisch wichtigen Lage an der Passstrasse zusammen. So war die Kirche nicht nur für die Dorfbevölkerung, sondern auch für die vielen Säumer und Handelsreisenden, die den Bernina überquerten, von Bedeutung.
Aus der letzten Zeit der Säumerei weiss man, dass es in Pisciadel Stallungen für die Saumtiere gab, was auch für unser Haus gilt. Besondere Wegelemente sind Pflästerungen, eine Alpgasse und ein Hohlweg mit Felsbearbeitung.
Pisciadel gilt heute noch als Beispiel einer unverfälschten Kleinsiedlung.